Im Alter von 79 Jahren verstarb unser geschätzter Kollege, Dr.-Ing. Karl-Friedrich Daemrich, am 11. Feb. 2023. Das Ludwig-Franzius-Institut der Leibniz Universität Hannover sowie alle ehemaligen und aktuell beschäftigten Mitarbeitenden und Studierenden trauern um einen hoch kompetenten, loyalen und stets hilfsbereiten Kollegen. Sein Wissen und Erfahrungsschatz im Küsteningenieurwesen waren national unerreicht und wurde auch international nachgefragt. Er hat die Ausrichtung und Entwicklung an seinem Franzius-Institut über mehr als vier Jahrzehnte geprägt.
Geboren wurde Karl-Friedrich Daemrich am 24.5.1943 im hessischen Haiger/Dillkreis. Nach Schule und Ausbildung entschloss er sich für ein Studium an der Ingenieurschule Siegen zum Bauingenieur. Im Anschluss führte es ihn nach Hannover und er studierte ab 1965 Bauingenieurwesen an der damaligen TH Hannover. In diesem Rahmen war er auch als studentische Hilfskraft am Franzius-Institut beschäftigt. Nach Abschluss des Studiums schloss sich unmittelbar eine technische Mitarbeit (1968-71) in den Laboren des Instituts unter Prof. Dr. Walter Hensen (1949-71) an, bevor er zwischen 1971-78 im SFB 79 Wasserforschung im Küstenbereich (1969-82) als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Angestelltenverhältnis tätig wurde. Im Jahr 1979 legte er unter seinem Doktorvater und Mentor, Prof. Partenscky (1971-90), seine Dissertation mit dem Titel Diffraktion gebeugter Wellen – Ein Beitrag zur Berechnung der Wellenunruhe in Häfen erfolgreich ab und übernahm im Anschluss die Teilprojektleitung C2/C3 Seegangsspektren und ihre Simulation im SFB 79 Wasserforschung im Küstenbereich. Es folgten die Einbindung als verantwortlicher Teilprojektleiter A09 Simulation von Seegang im SFB 205 Küsteningenieurwesen (1983-94) am neu benannten Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen der Universität Hannover.
Aufgrund seiner fachlichen Ausgewiesenheit und Verdienste im Küsteningenieurwesen folgte die Verbeamtung auf Lebenszeit in 1988 zunächst als Akademischer Rat und schließlich in 1990 als Akademischer Oberrat. Zwischen 1996-2003 hatte er einen Lehrauftrag an der Universität Rostock inne und legte zusammen mit Prof. Kohlhase den Grundstein zur universitären Ausbildung und Forschung im Küstenwasserbau an der Ostsee. In Nebentätigkeit war Dr. Daemrich in eine Vielzahl von Beratungsaufträgen und internationale Entwicklungsvorhaben eingebunden, u.a. in Sri Lanka, China und Indien. Unter der Institutsleitung von Herrn Prof. Zimmermann (1990-2006) erhielt Karl-Friedrich Daemrich im Oktober 2005 die Urkunde zum 40. Dienstjubiläum und war bis zu seiner Pensionierung im Sept 2008 an der Universität Hannover wissenschaftlich sehr aktiv. Diese Motivation führte ihn zur Übernahme einer Vertretungsprofessur für Wasserbau an der TUHH zwischen 2011-12 und blieb auch danach dem neuen Institutsleiter an der TUHH, Prof. Peter Fröhle, ein guter und stets unterstützender Kollege.
Dr. Daemrich hat vier Institutsleitungen in seiner aktiven Dienstzeit von 43 Jahren am Franzius-Institut erlebt. Durch sein Wirken und seine soziale Intelligenz hat er maßgeblich zum Erfolg des Instituts in Forschung und Lehre über Jahrzehnte beigetragen. Er hat Generationen von Studentinnen und Studenten im Küsteningenieurwesen mit Begeisterung ausgebildet und geprüft sowie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihren Forschungen motiviert und wissenschaftlich angeleitet. Karl-Friedrich Daemrich war sowohl das kollektive Gedächtnis als auch das gute Gewissen des Instituts. Er hat sowohl wichtige Impulse in der Ausrichtung und Umsetzung von Forschungsvorhaben geleistet als auch Werte und gelebte Traditionen am Institut nachhaltig bewahrt und gerne an die ihm folgende Generation weitergegeben. Wer Dr. Daemrich in seiner aktiven Zeit in Forschung und Lehre aber auch nach seiner Pensionierung kennen lernen durfte, fand einen forschungserfahrenen Wissenschaftler und auch immer einen aufrichtigen, geistreichen und zugewandten Ratgeber. Karl-Friedrich Daemrich hat Menschen buchstäblich an die Hand genommen und unaufdringlich geführt. Aus Anlass seiner Pensionierung haben wir ihm zu Ehren ein großes Abschiedskolloquium im Kreis der Ehemaligen, Freundinnen und Freunde in 2008 veranstaltet.
Auch nach seiner Pensionierung war er regelmäßig am Institut und hat bis zuletzt seine Erfahrungen und Ideen an Studierenden und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitergegeben. Seine Verbindungen und Freundschaften mit Kolleginnen und Kollegen in Taiwan und China waren herausragend und wurden von ihm und seiner Ehefrau Jutta auch noch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst gepflegt.
Wir trauern um eine einzigartige Persönlichkeit und einen liebenswerten Menschen, denn das Institut und seine Angehörigen haben einen großartigen Kollegen, Ratgeber und Freund verloren. Persönlich habe ich ihm sehr viel zu verdanken, da er mir die Werte und gelebten Traditionen nach meinem Amtsantritt in 2007 dankenswert vermittelt hat.
Für seine fortwährende Unterstützung, unbeirrte Loyalität und Aufrichtigkeit sowie wertvollen Empfehlungen sind wir ihm alle und für immer dankbar. Wir werden ihm stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.